Weihnachts- und Neujahrsgrüsse

Neujahrskarte, versandt am 31.12.1905. Chromotypie.
 

Die Blütezeit der Ansichtskarte begann in Europa kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert und dauerte bis zum Ende des 1. Weltkrieges. Die meisten Weihnachts- und Neujahrskarten der Sondersammlung stammen aus dieser Zeit.

Als neue Techniken es ermöglichten, Ansichts- und Motivkarten farbig gedruckt oder lithografiert herzustellen, stieg deren Beliebtheit als Kommunikationsmittel und Sammlungsobjekte zunehmend. Die Karten wurden um die Jahrhundertwende zu Millionen verschickt. In vielen Haushalten leistete man sich ein Sammelalbum, um besonders schöne Exemplare oder wichtige Grüsse aufzubewahren.  In solchen Alben finden auch Weihnachts- und Neujahrskarten ihren Platz. Die Festtagskarten kamen häufig in aufwändigen Herstellungstechniken daher – in Form von Edeldrucken, kolorierten Fotografien, mit Glitzerdekor geschmückt oder als Reliefkarten mit Goldprägung.

Weihnachtskarte, verschickt am 24.12.1900. Farblithografie mit Glitzerdekor.
 

Die Weihnachtskarten verströmen oft eine besinnliche Atmosphäre. Die Motive waren natürlich vielfach religiös geprägt: Engel, die Hl. Familie mit dem Jesuskind, oder der Hl. Nikolaus als Geschenkebringer zieren die Karten. Weitere Karten zeigen idyllische verschneite Landschaften, Tannenbäume und -zapfen oder Kinder mit Geschenken vor dem Weihnachtsbaum.

Neujahrskarte, verschickt am 31.12.1906 . Lithografie mit Reliefdruck.
 

Auf Neujahrskarten heisst es häufig «Prosit Neujahr» und man wünscht sich Glück und Gesundheit. Die Sujets sind vielfältig; Glückssymbole wie Kleeblätter, Fliegenpilze, Hufeisen, Marienkäferchen, Schweine oder Kaminfeger zieren die Karten.  Neujahrskarten spielen auch mit humorvollen Darstellungen wie etwa derjenigen eines glühweinbrauenden Zwerges, eines beschwipsten Postboten oder eines autofahrenden Schweines.

Die Festtagskarten sind noch nicht digital erschlossen, können jedoch in der Sondersammlung eingesehen werden.

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Handschrift
Ms.254.4

Rudolf Pfyffer mit seinem Schutzengel.
Auf dem Spruchband steht (übersetzt):
"Dein guter Geist möge mich ins rechte Land führen."
 

Im Jahr 1583 unternahm der Luzerner Patrizier Rudolf Pfyffer von Altishofen (1545–1630) eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. Etwa acht Jahre nach seiner Rückkehr entstand dieser prächtig inszenierte Reisebericht. Schon das Material Pergament – statt des längst üblichen Papiers – ist ungewöhnlich kostbar. Die Schrift (teils in Goldtinte) dürfte von einem professionellen Schreiber stammen, und die zahlreichen Illustrationen wurden in der renommierten Luzerner Werkstatt von Franz Fallenter angefertigt. Inhaltlich bietet Pfyffer Beschreibungen von Kirchen und Reliquien, auch einige Wunder­geschichten. Über die Reise selbst erfährt man dagegen aus anderen Quellen mehr.*

Das prachtvolle Äussere der Handschrift war wirkungsvoller, als es für ihren Urheber vielleicht wünschbar gewesen wäre. So werden in der Bildunterschrift zu Pfyffers Porträt in der «Galerie der merkwürdigen Luzerner» seine hohen militärischen und politischen Ämter** nur beiläufig erwähnt – eine ausführlichere Anmerkung gilt dem Band mit seinem Reisebericht: «1583 unternahm er eine Pilgerreise nach Jerusalem und hinterliess ein Tagebuch der Fahrt, das in einem Pergamentband geschrieben und überall mit äusserst kostbaren Gemälden geziert ist.»

Die Handschrift blieb über Generationen im Besitz der Pfyffers, bis just ein Familienangehöriger, der beruflich als Archivar tätig war, sie an einen Buchhändler verkaufte. Das Geschäft scheint ihm recht peinlich gewesen zu sein, denn sein Vertragspartner musste ihm schriftlich zusichern, «den Besitz des Buches keinem hiesigen Einwohner wissen zu lassen». Zum Glück führte der Handel nicht dazu, dass die Handschrift für Luzern verloren ging: Sie gelangte in den Besitz der Bürgerbibliothek und damit als Depositum in die Sondersammlung der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern. Mittlerweile ist sie vollständig online auf ZentralGut.ch zu sehen.

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Einband. Auf dem Medaillon in der Mitte eingraviertes Supralibros: 
"gehört der pfifferischen familien"
 
Ankunft des Pilgerschiffs in Palästina
 
Rückkehr und feierlicher Empfang der Pilger in der Hofkirche
 

Zum Weiterlesen: Peter Kamber, Prag – Luzern – Engelberg. Illustrierte Handschriften des 15. Jahrhunderts aus Mitteleuropa in der Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern, Luzern 2015, S. 16f. und 58–61 (mit weiteren Literaturangaben).

* Eine ausführliche und lebhafte Beschreibung derselben Pilgerfahrt durch Johannes von Laufen findet sich in dem Band: Luzerner und Innerschweizer Pilgerreisen zum Heiligen Grab in Jerusalem vom 15. bis 17. Jahrhundert, hg. von Josef Schmid, Luzern 1957. Die Handschrift, auf der Schmids Ausgabe basiert, gehört ebenfalls zum Bestand der ZHB Luzern (Signatur: Pp.78.fol.). Eine Reinschrift findet sich im Depositum der Korporation (Ms.235.fol.).

** Rudolf Pfyffer war als Söldnerführer Oberst in französischen Diensten und Hauptmann der Leibgarde des Herzogs von Lothringen. In Luzern war er Bannerherr, amtierte als Gross- und Kleinrat und nahm an zahlreichen Gesandtschaften Teil. Zudem trug er die Titel eines Ritters vom Heiligen Grab und vom Goldenen Sporn.